Berend-Corinth, Charlotte

Als ich ein Kind war“.

Autobiographische Texte.

Herausgegeben von Katja Behling und Thomas B. Schumann

172 Seiten. € 22.- ISBN-10 ‏ : 3930353423ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3930353422.

Aus Anlass der großen Corinth-Doppelausstellung, die seit November 2021 im Saarlandmuseum in Saarbrücken zu sehen ist und unter dem Titel „Charlotte Berend-Corinth – Wiederentdeckt“ ein besonderes Augenmerk auf das Werk dieser bedeutenden Künstlerin legt, präsentiert auch die Edition Memoria eine Wiederentdeckung: Autobiographisches aus der Feder der Malerin und Künstlergattin. Charlotte Berend-Corinth, die Frau von Lovis Corinth, war nicht nur eine bedeutende bildende Künstlerin, sondern auch eine bemerkenswerte Autorin, wie dieser Band mit teils erstmals veröffentlichten Texten belegt. Diese handeln von der längst versunkenen Welt ihrer großbürgerlichen Berliner Kindheit, zeigen die Malerin als Chronistin der glanzvollen Hauptstadt der Gründerzeit und geben Einblick in ihren Alltag im modernen New York der Nachkriegszeit. Eine bei Monte Carlo angesiedelte – autobiographisch inspirierte – Kurzgeschichte erzählt von der Begegnung zweier Künstlerinnen Mitte der dreißiger Jahre. Die Texte zeugen von einem außergewöhnlichen Künstlerleben vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Nachwort im Buch setzt Leben und Werk Charlotte Berend-Corinths in Beziehung.

Bekannt geworden als Muse und Modell des Jahrhundertmalers, war Charlotte Berend-Corinth auch selbst eine Künstlerin von Rang. Mit ihren Werken feierte sie, anders als viele „Malweiber“ um 1900, schon zu Lebzeiten beachtliche Erfolge, ihre Porträts und Landschaftsaquarelle wurden vielfach ausgestellt. Geboren 1880 in Berlin in eine jüdische Bankiers- und Kaufmannsfamilie aus Hamburg, war sie die Schwester der späteren Schriftstellerin Alice Berend, einer populären Autorin amüsanter Großstadtromane. Ab 1901 Malschülerin von Lovis Corinth und bald auch dessen Ehefrau, gehörte Charlotte mit Lovis zur Berliner Gesellschaft. Sie war befreundet mit Stars wie der Operettendiva Fritzi Massary und der Schauspielerin Tilla Durieux, häufig machte sie Bühnenkünstler zu ihren Modellen. Nach dem Tod ihres Mannes 1925 widmete die Witwe sich dessen künstlerischem Erbe, erstellte das maßgebliche Werkverzeichnis und publizierte mehrere Erinnerungsbücher an Lovis Corinth. 1939 emigrierte Berend-Corinth über Italien und die Schweiz nach Amerika. In Kalifornien befreundete sie sich u.a. mit Alma Mahler-Werfel aus dem Kreis der deutschen Exilkünstler-Kolonie, bevor sie sich endgültig in New York niederließ. Als Malerin konnte Berend-Corinth sich auch in den USA durchsetzen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs führten Reisen sie zurück nach Europa, wo ihr Werk mehrfach ausgestellt wurde. Charlotte Berend-Corinth starb 1967 in New York.

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