Warum ist Kamilla schön?
Von Kunst, Künstlern und Kunsthandel
224 Seiten, 26€
»Sammler sind Menschen, mancher ein Mäzen und freige-
biger Gönner, mancher ein tyrannischer Fürst, ein groß-
herziger König, ein feiner Bankier oder Industriemagnat;
oder auch ein Maler wie Degas, Gauguin oder Picasso,
ein Schriftsteller wie Julius Elias oder ein kleiner Mini-
sterialbeamter wie Monsieur Choquet, der Freund der
Impressionisten. Auch gibt es den bösen Sammler, der
sein unsauberes Geschäft auf das Sammeln ausdehnt.
Über tyrannische Fürsten und großzügige Könige gibt
Benvenuto Cellini genügend Auskunft. Versprechungen
und Drohungen, Wohltat und Gefängnis waren das Los
seines Lebens. Die übrigen Gattungen lernte ich persönlich
kennen. Das Motiv des Sammlers spielt keine erhebliche
Rolle. Kommt es nur zu einer Sammlung und wird sie
bekannt, so offenbart sie den Kunstsinn ihres Autos ohne
weiteres in all den vielen Schattierungen.« Hugo Perls
Hugo Perls, geboren 1886 in Rybnik/Oberschlesien (heute
Polen), war zunächst in Berlin als Jurist beim Roten Kreuz
im Reichstag, beim Reichsamt des Inneren und im Aus-
wärtigen Amt tätig. Früh interessierte er sich für Kunst,
erwarb Werke von Zeitgenossen und betätigte sich mäze–
natisch. Dem jungen Ludwig Mies van der Rohe erteilte
er den Auftrag zu dessen zweiten Hausbau überhaupt.
1911 beauftragte er Max Pechstein, Wandgemälde für
das Speisezimmer zu schaffen. 1914 tauschte Perls dies
Haus mit dem Sexualwissenschaftler Eduard Fuchs gegen
fünf Gemälde von Max Liebermann.
Im März 1913 besuchte Perls mit seiner Frau Käte Edvard
Munch in Moss/Norwegen, wo zwei Fassungen des Dop-
pelporträts Hugo und Käte Perls sowie drei Einzelporträts
von Käte Perls entstanden. Eine Fassung der beiden Dop-
pelporträts mit dem Titel „Sie fährt nach Norwegen, er
nach Italien“ befindet sich heute in den Kunstsammlun-
gen Chemnitz.
Nach dem Ersten Weltkrieg betrieb das Ehepaar Perls
eine Kunstgalerie in Berlin und unternahm viele Reisen.
1931 wanderte Hugo Perls nach Paris aus, wo er sich
mehr und mehr seinem dritten Interessengebiet, nämlich
der Philosophie Platos widmete. Über ihn veröffentlichte
er bis zu seinem Lebensende mehrere grundlegende
Bücher. 1941 emigrierte Hugo Perls nach New York, wo er
1977 gestorben ist.
Im 1962 erschienenen Buch „Warum ist Kamilla schön?“,
seit Langem eine antiquarische Rarität, erzählt Perls eben-
so amüsant wie fundiert aus seinem Leben, berichtet er
von Kunsthändlern, Kunstsammlern und Künstlern, so etwa
Picasso, Munch, Liebermann, Matisse, Kandinsky, Dufy,
van Dongen, Vollard, Cassirer, Flechtheim, die er alle
persönlich kannte. Darüberhinaus enthält das Buch grund-
sätzliche Überlegungen, z.B. zu Kunstfälschungen (van
Gogh Wacker-Skandal). Der Band ist ein lebendiges,
heiteres und kundiges Dokument zu Kunst, Kunsthandel
und Künstlern der Klassischen Moderne des 20.Jahrhun-
derts.